Vor-und Nachteile verschiedener Entlackungsverfahren

 
In europäischen Oldtimer Zeitschriften wurde in letzter Zeit viel über Vorteile von Tauchbadentlackungen geschrieben, wichtige Fakten wurden aber weggelassen. Abgesehen von der Verwendung mehr oder weniger giftigen Substanzen (siehe Handbuch der Umweltgifte) wurde absolut nicht beachtet, dass fast alle Fahrzeughersteller an punktgeschweissten Karrosserieen übereinanderliegende Bleche, also jene zwischen den Schweisspunkten welche sich berühren seit Jahrzehnten mit unterschiedlichen, im nassen Zustand schweissbaren Primern beschichten, um der gefürchteten Kontaktkorrosion entgegenzuwirken.
Seit Jahrzehnten wird dafür auch ein durchschweissbarer Kleber eingesetzt, der zusätzliche Festigkeit generiert und Vibrationen dämpfen kann, und vor allem das Eindringen von. Wasser oder Feuchtigkeit verhindert. Türaussanhäute usw. werden ja ebenfalls schon lange vor dem Bördelvorgang verklebt und verkittet und nur noch an wenigen Stellen punktgeschweisst. Schon 1965 hat mir ein Neuanfertigungs-Blechartist erklärt, dass man den Metalldraht beschichten sollte, bevor man diesen z.B.an Kotflügelrändern einbördelt. Damals bekam man sogar verzinnte Metallstäbe für diese Verwendung, und einige Hersteller verlöteten sogar diese eingebördelten Drähte. Seit ca. etwa 1970 bis heute hat sich der Klebeanteil in der Produktion von Stahlkarrosserien ständig vergrössert, einige Hersteller nennen ca. 70% verklebte Bauteile. Entlackungsbäder für Fahrzeuge gab es schon in den 60er Jahren in den USA. Diese sind heute zum Teil nicht mehr in Betrieb, wurden doch metylenchloridhaltige Abbeizmittel dort schon lange eingeschränkt und in einigen Staaten verboten. Seit Dezember 2010 ist der Verkauf von MC–haltigen Abbeizern auch im EU-Raum verboten. Aber auch deren Ersatzstoffe wie z.B. Glykoläther sind ebenfalls ökologisch nicht unbedenklich (siehe REACH am Arbeitsplatz). Einige Publikationen wurden bereits unter dem Titel: Steht uns eine neue Gesundheits-Katastrophe bevor wie Asbest? veröffentlicht. In Kalifornien wurde die Verwendung dieser Ersatzstoffe schon 1982 stark eingeschränkt, Schweden hat 1990 ein Verbot ausgesprochen wegen erwiesener Gesundheitsgefährdung.
 
Einiges meines langjährig erarbeiteten Fachwissens konnte ich aus der Luftfahrt-Oberflächentechnik erwerben. Dort wurden Abbeizmittel bereits vor 20 Jahren reduziert ( in den USA ). Ebenfalls verboten ist in der Luftfahrt die Verwendung von Trockeneisentlackung an Struckturteilen, scheinbar konnte man durch den entstehenden punktuellen Kälteschock ( ca. -82 °C ) eine vorzeitige Materialermüdung / Alterung nachweisen. Es ist wahrscheinlich eine Zeitfrage wann Entlackung in Tauchbädern bei Fahrzeugen ab den 70er Jahren verboten wird. Denn bisher konnte noch niemand plausibel nachweisen, wie man die verlorene Festigkeit der Klebeschichten durch das Badentlacken wieder herstellen kann. Es wird ja wohl niemand die Schweisspunkte aufbohren und nach dem Auftragen der Klebeschicht wieder verschweissen. Schon die Zerstörung der Primerschicht zwischen den Punktschweissungen fördert die Kontaktkorrosion. Folgeschäden nach solchen Tauchentlackungen treten aber erst meist nach einigen Jahren auf. Daher ist es schwierig die ursprünglichen Ursachen zu bestimmen.
Dazu möchte ich ein Zitat nennen, das ich kürzlich im Verkaufslokal eines meiner Lieferanten gelesen habe:
 
Qualität merkt man erst, wenn der Preis längst vergessen ist.
 
Manchmal habe ich die Gelegenheit, Fahrzeuge von Kunden, welche wir vor über 20 Jahren blankgestrahlt haben in meiner Garagen-Werkstatt für Wartungsarbeiten zu inspizieren. Bisher konnten keine Rostansätze gefunden werden, trotz teilweisen Winterbetrieb solcher Fahrzeuge, wenn die Blecharbeiten und die nachfolgende Lackierung mit Verkittung und entsprechender Hohlraumbehandlung fachmännisch gemacht wurden.
 
Weitere Informationen finden Sie in den folgenden PDF Dateien aus der Presse:
 
 
 
 
 

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